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Die Menschen
GESELLSCHAFT

REGIERUNG
Der Präsident ist das Staatsoberhaupt, er wird von einem Wahlkollegium für fünf Jahre gewählt. Die stärkste Partei und die zweitstärkste Partei stellen jeweils einen der beiden Vizepräsidenten. Der ANC erreichte bei den letzten Wahlen über 62 Prozent der Stimmen, die Nationalpartei 20 Prozent. Mandelas Kabinett besteht aus 27 Ministern. Jede Partei, die mindestens fünf Prozent der Sitze im Parlament innehat, hat das Recht einen Minister zu stellen. Nach den Wahlen von 1994 erfüllten nur der ANC, die Nationalpartei und die Inkatha Freiheitspartei diese Anforderung. Der Inkatha-Führer Mangosuthu Buthelezi bekleidet das Amt des Innenministers.  Das Parlament besteht aus zwei Kammern, dem Senat mit 90 Mitgliedern sowie der Nationalversammlung mit 400 Mitgliedern. Während die Mitglieder der Nationalversammlung direkt vom Volk gewählt werden, werden die Senatoren von den neun Provinzen gewählt, wobei jede Provinz mit zehn Mitgliedern vertreten ist. Das neugewählte Parlament hat zusätzlich die Funktion einer verfassunggebenden Versammlung, das heißt, man arbeitet eine neue Verfassung aus, die 1999 in Kraft treten soll. In der heutigen Republik Südafrika sind alle Bürger, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, wahlberechtigt, egal
welcher Rasse sie angehören. Bis vor kurzem bestand das Parlament noch aus drei Kammern: eine für Weiße, eine für Coloureds und eine für Asiaten. Die schwarze Mehrheit der Bevölkerung war nicht repräsentiert. 
 

WIRTSCHAFT
Die Republik Südafrika ist die stärkste Wirtschaftsnation in Afrika. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug etwa 124,73 Milliarden US-Dollar (1994). Es ist damit dreimal so groß wie das von Nigeria das das zweitgrößte Wirtschaftsvolumen in Schwarzafrika besitzt. Das Pro-Kopf-Einkommen lag bei etwa 2 780 US-Dollar (1991). Während die Weißen einen hohen Lebensstandard besitzen, leben viele Schwarze am Rande des Existenzminimums. Der wirtschaftliche Wohlstand des Landes gründet sich auf seine Diamant- und Goldvorkommen. Gold, Platin und Erze machen rund 60 Prozent des Exports aus. Der Anteil der Industrie am BIP liegt bei 38 Prozent (1991), der des Dienstleistungssektors bei 54 Prozent (1991). Der Anteil der Landwirtschaft liegt bei weniger als 5 Prozent. Die wichtigsten Branchen auf dem Produktionssektor sind Eisen, Stahl, Maschinenbau, Fahrzeugbau und chemische Erzeugnisse. Die internationalen Handelssanktionen fügten der Wirtschaft schweren Schaden zu, seit Aufhebung der Sanktionen jedoch hat die Republik Südafrika die Möglichkeit, ihr beträchtliches wirtschaftliches Potential auszuschöpfen. Auch der Fremdenverkehr verzeichnet einen Zuwachs. Die Landeswährung ist der Rand. 

VERKEHR UND KOMMUNIKATION
Innerhalb des sehr gut entwickelten Verkehrssystems bestehen zwischen allen Städten gute Straßen- und Eisenbahnverbindungen. Die südafrikanischen Fluggesellschaften fliegen die wichtigsten Städte im In- und im Ausland an. Das moderne Telekommunikationssystem ist das beste des gesamten Kontinents. Zwei Fernsehstationen strahlen ihre Sendungen in den Bantu-Sprachen aus, während zwei weitere abwechselnd in Englisch und Afrikaans senden. Die
Programme werden überwiegend in den Abendstunden ausgestrahlt. Daneben ist auch der Empfang von Kabelfernsehen möglich. Die Radiosender übertragen ihre Sendungen in zahlreichen Sprachen. Die meisten Rundfunk- und Fernsehstationen  werden von der staatlichen South African Broadcasting Corporation betrieben. 
 

BILDUNGSWESEN
Aufgrund des Apartheidsystems herrschte auch auf dem Bildungssektor eine strikte Rassentrennung. Für die Kinder der Weißen bestand allgemeine Schulpflicht vom siebten bis zum sechzehnten Lebensjahr. In den Schulen, in denen genügend Platz vorhanden war, konnten auch die Kinder der Coloured und der Inder am Unterricht teilnehmen. Für die Schwarzen gab es eine besondere Behörde, die sich um die Erziehungsfragen kümmerte. Auch für die Kinder der Schwarzen bestand Schulpflicht, allerdings nur vom siebten bis zum elften Lebensjahr. Wie in anderen Lebensbereichen, wurde die Rassentrennung auch im Bildungswesen abgeschafft. Es wird jedoch noch Jahre dauern, bis das Bildungsdefizit der schwarzen Bevölkerung ausgeglichen sein wird. Das Land besitzt 19 Universitäten. Der Alphabetisierungsgrad der Bevölkerung schwankt stark je nach ethnischer Zugehörigkeit. 
 

GESUNDHEITSWESEN
Bis 1990 herrschte gemäß der Apartheidpolitik auch bei der medizinischen Versorgung strenge Rassentrennung, wobei die Schwarzen größtenteils nur mangelhaft betreut wurden. Die öffentlichen Krankenhäuser und Kliniken stehen nun allen Südafrikanern gleichermaßen zur Verfügung. Krankheiten und Mangelernährung sind unter den Schwarzen noch weit verbreitet. Die Kindersterblichkeitsrate beträgt etwa 58 Sterbefälle pro 1 000 Lebendgeburten (1990), die durchschnittliche Lebenserwartung etwa 63 Jahre (1995), wobei die Zahlen auch hier je nach ethnischer Zugehörigkeit sehr verschieden sind. 
 

Quelle: Atlas /MS
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