Die
Menschen
GESCHICHTE
Hottentotten
und Buschmänner sind die ersten nachweisbaren Bewohner in dem Territorium
der heutigen Republik Südafrika. Sie wurden ab dem 10. Jahrhundert
n. Chr. von den Bantuvölkern, die aus dem östlichen Zentralafrika
kamen, in die Küstengebiete abgedrängt. 1652 errichtete Jan Van
Riebeeck, der eine Expeditionsgruppe der niederländischen East India
Company leitete, eine Verpflegungsstation in Kapstadt, so daß die
Schiffe, die auf ihrer Route nach Ostindien die Südspitze des Kontinents
umsegelten, mit Nahrungsmitteln versorgt werden konnten. 1688 kamen Hugenotten-Flüchtlinge
aus Frankreich in die niederländische Kolonie; ihnen folgten deutsche
Siedler. Die Kolonisten bezeichnete man als Boere (Farmer) oder Buren.
1795 besetzten die Briten die Kapkolonie einschließlich der Hauptstadt
Kapstadt und des Hinterlandes und gaben ihr den Status einer Kronkolonie.
Es kam zu Konflikten zwischen den Buren und den britischen Siedlern, die
sich noch verschärften, als die Briten 1834 per Gesetz die Freilassung
der Sklaven in der Kapkolonie verfügten. Um sich der britischen Herrschaft
zu entziehen, migrierten die Buren ab 1836 ins Landesinnere (bekannt als
der “Große Treck”). Die Buren gründeten die südafrikanische
Republik (das heutige Transvaal), Natal und den Oranjefreistaat. Bei der
Besiedlung dieser Gebiete kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen
mit den dort beheimateten Stämmen, unter anderem auch mit den Zulu,
die 1838 am Blood River von den Buren besiegt wurden. Die britische Kolonialmacht
annektierte 1843 Natal, erkannte aber die Unabhängigkeit des Oranjefreistaats
(1854) und von Transvaal (1852) an. 1877 annektierte Großbritannien
Transvaal. Vier Jahre später gewannen die Buren ihre Unabhängigkeit
zurück, nachdem sie die Briten im ersten Burenkrieg geschlagen hatten.
Nachdem 1867 im Kapland Diamanten gefunden worden waren und man ein Jahr
später in Transvaal Gold entdeckt hatte, versuchte Großbritannien
seine verlorenen Territorien zurückzugewinnen. Die Konflikte gipfelten
in einem weiteren Krieg gegen die Buren (1899-1902), den die Briten gewannen.
1910 wurden die beiden britischen Kolonien Kapland und Natal mit den burischen
Republiken Oranjefreistaat und Transvaal zur Südafrikanischen Union
vereinigt.
Die Republik Südafrika
unterstützte Großbritannien in den beiden Weltkriegen. Aus den
Wahlen von 1948 ging die vorwiegend von Buren getragene Nationalpartei
als Sieger hervor. Die neue Regierung führte das Apartheidsystem ein,
d. h. die Politik der Rassentrennung zwischen der schwarzen und der weißen
Bevölkerung, mit deren Hilfe die weiße Minderheit ihre Privilegien
zu sichern versuchte. Gemäß dem “Population Registration Act”
(1950) wurde jeder Bewohner einer Rasse zugeordnet, man mußte sich
jederzeit mit einer Identitätskarte ausweisen können, in der
auch die Rassenzugehörigkeit vermerkt war. Auf Basis des “Group Areas
Act” (1950, 1966) wurden den Einwohnern Südafrikas nach ihrer Rassenzugehörigkeit
bestimmte Wohngebiete zugewiesen. Dieses Gesetz erlaubte auch die Zwangsumsiedlung
von Schwarzen aus Gebieten, die den Weißen vorbehalten waren. So
entstanden Reservate mit begrenzter Selbstverwaltung für die Schwarzen
(Homelands) und in den Randzonen der großen Städte sogenannte
Townships, in denen die Schwarzen, die für die Arbeit in der Industrie
gebraucht wurden, unter unwürdigen Bedingungen lebten. Infolge der
massiven internationalen Kritik an der Apartheidpolitik trat Südafrika
1961 aus dem britischen Commonwealth aus und wurde eine unabhängige
Republik. Ab den sechziger Jahren kam es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen
zwischen der Polizei und Schwarzen, die gegen die Apartheidpolitik protestierten.
1960 wurde der 1912 gegründete African National Congress (ANC), der
für die Rechte der schwarzen Bevölkerung kämpfte, verboten.
Der ANC führte daraufhin zusammen mit anderen Gruppen einen Guerillakampf
gegen die südafrikanische Regierung. Viele ANC-Führer, darunter
auch Nelson Mandela, wurden inhaftiert.
In den siebziger
Jahren ergriffen die Vereinten Nationen Maßnahmen gegen die Republik
Südafrika, um die Regierung zur Abschaffung der Apartheid zu bewegen.
Nach weiteren Unruhen und Demonstrationen gegen die Apartheidpolitik, verhängte
die Regierung 1986 den Ausnahmezustand, um die Polizeibefugnisse gegen
die protestierende schwarze Bevölkerung auszuweiten. Als Reaktion
darauf verhängten die USA und die EG-Staaten einen internationalen
Wirtschaftsboykott gegen Südafrika, der die exportorientierte Wirtschaft
des Landes empfindlich traf.
Nach dem Rücktritt
Pieter Willem Bothas 1989 übernahm Frederik Willem de Klerk das Amt
des Staatspräsidenten. Unter dem Eindruck der internationalen Proteste
und andauernder Unruhen, die bürgerkriegsähnliche Formen annahmen,
leitete de Klerk die Abkehr von der Apartheidpolitik ein. Er ordnete die
Freilassung der politischen Gefangenen an, hob die Rassentrennung in Krankenhäusern
und anderen öffentlichen Einrichtungen auf, beendete den Ausnahmezustand
und legalisierte den ANC. Außerdem führte er mit Nelson Mandela,
dessen Freilassung aus dem Gefängnis er im Februar 1990 angeordnet
hatte, sowie anderen Parteiführern Gespräche über die zukünftige
Machtverteilung. Kurz darauf sorgte Mandela für ein Ende der gewalttätigen
Aktionen des ANC. Im Zuge der Auseinandersetzungen um die Neuverteilung
der Macht kam es zu gewalttätigen Konflikten zwischen den Anhängern
der Inkatha Freiheitspartei (überwiegend Zulu), die von Mangosuthu
Buthelezi angeführt wurden, und Anhängern des ANC (hauptsächlich
Xhosa).
Nachdem 1991
die meisten Apartheidsgesetze außer Kraft gesetzt worden waren, hoben
viele Nationen ihre Handelssperren auf. Kurz darauf sprach sich die überwältigende
Mehrheit der weißen Bevölkerung in einem Referendum für
de Klerks Reformpolitik aus. 1993 wurden Mandela und de Klerk für
ihre Bemühungen mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Aus den
ersten allgemeinen Parlamentswahlen im April 1994 ging der ANC mit 62,7
Prozent der abgegebenen Stimmen als Sieger hervor und errang 252 Sitze
in der Nationalversammlung. Die Nationalpartei erhielt 20,4 Prozent der
Stimmen (82 Sitze). Die Inkatha Freiheitspartei konnte 10,5 Prozent der
Wählerstimmen (43 Sitze) auf sich vereinigen. Am 10. Mai 1994 wurde
Nelson Mandela als Staatspräsident der Republik Südafrika vereidigt,
de Klerk als einer seiner beiden Vizepräsidenten. Die Folgen der jahrzehntelangen
Apartheid sind jedoch noch lange nicht überwunden: Etwa zehn Millionen
Schwarze lebten 1995 noch immer in Slums; die Kindersterblichkeit ist unter
ihnen elfmal so hoch wie bei den Weißen. Die geplante Landreform
sieht die Rückgabe von Grundbesitz an schwarze Südafrikaner und
eine Entschädigung für die Weißen vor.
Quelle:
Atlas /MS
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